Von der Forschung zur Praxis - Wie Künstliche Intelligenz Kommunen zukunftsfähig macht
Gelsenkirchen, 4. Dezember 2025: Unter dem Titel „What’s next, URBAN.KI? – Innovationsfelder und Praxislösungen für Kommunen“ versammelten sich am 28. November an der Westfälischen Hochschule in Gelsenkirchen rund 200 Vertreterinnen und Vertreter aus Kommunen, Politik und Wissenschaft und diskutierten über aktuelle Entwicklungen der Künstlichen Intelligenz für Kommunen.
Zuspruch durch Ministerin Ina Scharrenbach
Die Veranstaltung wurde durch Ina Scharrenbach, Ministerin für Heimat, Kommunales, Bau und Digitalisierung des Landes Nordrhein-Westfalen, eröffnet. Sie hob hervor, dass Künstliche Intelligenz am Ende den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, den Bürgerinnen und Bürgern und damit auch ganz Deutschland nützen soll: „KI in Kommunen ist entscheidend für die Zukunftsfähigkeit der Städte und Gemeinden. Dieses Projekt bringt aus Gelsenkirchen Innovation für Kommunen in die Fläche.“ In seiner Eröffnungsrede betonte Stadtrat Simon Nowack von der auftraggebenden Stadt Gelsenkirchen: „URBAN.KI macht deutlich, dass viele Kommunen beim Thema Künstliche Intelligenz vor ähnlichen Fragenstellungen stehen und nach konkreten, umsetzbaren Ansätzen suchen. Deshalb wollen wir URBAN.KI mit der Gründung des Deutschen KI-Instituts für Kommunen verstetigen“. Er ergänzte: „Wir zeigen, wie sich die Kraft von KI konkret in das tägliche Tun von uns Kommunen einbinden lässt.“
KI in der Stadtentwicklung, kommunaler Status Quo und Akzeptanz
In der darauffolgenden Keynote lieferte Dr. Jens Libbe vom Deutschen Institut für Urbanistik eine fundierte Analyse zu Handlungsfeldern und Voraussetzungen für den erfolgreichen KI-Einsatz.
Das anschließende Panel „KI in Kommunen – Wo stehen Städte und Kreise heute?“ diskutierte den aktuellen Stand der Digitalisierung in der kommunalen Landschaft. Prof. Dr. Andreas Meyer-Falcke (Botschafter URBAN.KI) wies darauf hin, dass die Verwaltung von Kommunen durchgängig digital werden müsse, und dafür brauche es KI. Andree Pruin (Deutscher Landkreistag) berichtete, dass nur rund 30 Prozent der Kommunen mit KI experimentierten und lediglich 10 Prozent Systeme aktiv nutzten. Renate Mitterhuber (BMWSB) betonte die Bedeutung des Wissenstransfers und der kommunalen Kooperationen im Förderprogramm. Sie hoffe, dass die Lösungen von URBAN.KI für viele andere Kommunen attraktiv sind. Manfred vom Sondern (CIO Stadt Gelsenkirchen) betonte die vorhandene Gestaltungsbereitschaft in der Kernverwaltung: „Wir sind bereit uns zu verändern und uns der Sache zu stellen, mit den IT-lern zusammen.“
Um Veränderungsbereitschaft und Hürden der Akzeptanz ging es auch in dem Vortrag von Prof. Dr. Julia Frohne (Westfälische Hochschule). Sie zeigte Wege auf, wie Mitarbeitende durch frühzeitige Kommunikation erfolgreich in den Prozess eingebunden werden können. „Die Einführung von KI ist nicht nur ein technisches, sondern vor allem ein emotionales Thema: Menschen wollen wissen, was sich für sie verändert – und warum sie der neuen Technologie vertrauen sollen“, so Frohne.
Use Cases als Modelle für die Praxis stießen auf hohes Interesse
In der zweiten Tageshälfte standen die von URBAN.KI entwickelten Prototypen im Fokus. Nach einer kompakten Vorstellung aller Projekte konnten die Teilnehmenden in Workshops die Inhalte der Use Cases (Stadt- und Mobilitätsplanung, Umweltplanung und Gebäude, Bevölkerungsschutz und Verwaltungsprozesse) gemeinsam mit den Projektverantwortlichen von der Westfälischen Hochschule, Fraunhofer FOKUS, Fraunhofer IAIS, dem Deutschen Forschungszentrum für künstliche Intelligenz (dfki) sowie der PROSOZ in Herten vertiefen und diskutieren.
Von der Entwicklung zur Anwendung
Den Abschluss der Jahrestagung bildete die Podiumsdiskussion „Von der Prototypenentwicklung in die Anwendung – Was können Kommunen jetzt tun?“.
Prof. Dr. Christian Kuhlmann und Prof. Karin Küffmann (Westfälische Hochschule) betonten die Notwendigkeit der Zusammenarbeit und gemeinsamen Nutzung. Küffmann stellte fest: „Das Thema ‚Zentralisierung – einmal machen und dann nutzen‘ – kommt immer öfter auf den Tisch und das ist tatsächlich die preiswerteste Methode, das zu tun“. Kuhlmann ergänzte, dass die Kommunen dabei Unterstützung bräuchten, und „da ist URBAN.KI genau der Punkt, der helfen kann.“ Kerstin Pliquett (Geschäftsleiterin KDN) verwies auf die Herausforderung der breiten Anwendung: „Es gibt immer die wenigen (Kommunen), die am Anfang dabei sind, die ausprobieren und daran Spaß haben. Für die Mehrzahl muss es funktionieren und einfach erreichbar und anwendbar sein.“ Thorsten Rode, Nettetal, und Nils Gerken, CDO Solingen, brachten die Perspektive der Städte ein und berichteten von den eigenen Erfahrungen mit KI im Alltag der Kommunen und mit Open Source Anwendungen.
Die Fachtagung zeigte die Vorteile auf, wenn Kommunen und Wissenschaft gemeinsam an Lösungen für kommunale Fragestellungen durch KI arbeiten. Sie lieferte entscheidende Impulse für die Etablierung von Künstlicher Intelligenz in der kommunalen Praxis. Es wurde deutlich: Kommunen benötigen bedarfsorientierte, gut anwendbare KI-Lösungen, die idealerweise interkommunal entwickelt werden. Zudem besteht ein hoher Transferbedarf erprobter KI-Anwendungen. Auch ist es notwendig, Kompetenzen im Umgang mit künstlicher Intelligenz weiter aufzubauen.
Vor diesem Hintergrund beantragt die Stadt Gelsenkirchen Fördermittel im 5-StandorteProgramm. Dieses Vorhaben erfährt breite Unterstützung durch kommunale Spitzenverbände, Verwaltung, Wissenschaft, die kommunale Wirtschaft, sowie privatwirtschaftliche Lösungsanbieter.
Über URBAN.KI:
URBAN.KI ist die deutsche KI-Initiative zur Entwicklung praxisnaher KI-Lösungen für die Stadt- und Regionalentwicklung. Als Projekt der Stadt Gelsenkirchen – gefördert durch das Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen im Rahmen des Bundesprogramms „Modellprojekte Smart Cities“ – arbeitet URBAN.KI gemeinsam mit der Westfälischen Hochschule in Gelsenkirchen und mit wissenschaftlichen Partnern, wie dem Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (dfki), Fraunhofer FOKUS, Fraunhofer IAIS und PROSOZ Herten GmbH an anwendungsorientierten Lösungen für Kommunen in Deutschland. Über verschiedene Beteiligungsformate sind die Projekte auch offen für interessierte Kommunen mit ähnlichen Fragestellungen.